20 Okt 2013
Der Sinn der Seelsorge in einer sich verändernden Gesellschaft
Das Thema erstaunt vielleicht ein wenig. Ich bezeichne mich nicht als gläubig, obwohl mich das Thema interessiert und ich mir gerne verschiedene Ansichten anhöre. Dieser Beitrag handelt von zwei Ereignissen: Der Diskussion um einen Selbstmord auf Facebook und dem Kontakt mit den Armee-Seelsorgern in meinem Militärdienst.
Seelsorge auf Facebook?
Nacht vom Sonntag auf Montag. Ich bin zu später Stunde noch am Erledigen einiger Dinge, wobei ich zufällig auf eine Diskussion auf Facebook aufmerksam werde. Eine mir unbekannte Person, in Berlin lebend, wollte scheinbar den Freitod wählen. Einer meiner Facebook-Kontakte, der mit dieser Person befreundet ist, hat versucht, dies zu verhindern. Ich war schlussendlich meiner Müdigkeit erlegen, um noch zu erfahren, wie dies ausgegangen ist. Einige Tage später habe ich gesehen, dass betreffende Person noch lebt. Mir haben sich mehrere Fragen gestellt:
- Wo bleibt das persönliche Umfeld der betroffenen Person („Offline-Freunde“, Familie)?
- War dieses durch ein Online-Umfeld ersetzt worden?
- Was, wenn alles nur eine Selbstdarstellung ist? Was ist real und echt?
- Wer kümmert sich in einer mobilen Gesellschaft, wenn Familie/Kirche zu weit weg ist, um das Seelenheil?
Gerade letzter Punkt gibt Potential für Diskussionen. Aber im Optimalfall ist eben auch Familie/Kirche online und die Welten verschmelzen. Das wird der Weg der Digitalisierung der Gesellschaft sein müssen. Der Unterschied Online/Offline wird mehr und mehr verschwinden.
Militärdienst
Anfangs Jahr war ich im Militärdienst. Ich betrachte den Dienst aus verschiedenen Aspekten positiv (Erfahrungen, Persönlichkeitsbildung etc.). Der Armee-Seelsorger wird jedoch allgemein eher belächelt. Er hat einen schweren Stand. Er hat da ein Wort zum Tag gesprochen. Es war sehr still. Doch ob alle zugehört haben? Ich denke die Wenigsten. Der Aufhänger des Theologen war ein Zitat (sinngemäss): „Und er weist mir den Weg zum Leben“. Damit beleuchtet er den Weg (oder auch Sinn) des Lebens, was für mich eine der interessantesten Fragestellungen ist. Der Seelsorger meinte, dass neben dem persönlichen Wohlbefinden („Spass“) auch noch einen tieferen Sinn geben müsse. Natürlich sieht er diesen in Gott. Persönlich denke ich, auf dieser Ebene, an eine gewisse Sinnlosigkeit. Was natürlich gut geht, solange es das Leben gut mit einem meint. Wenn sich das Leben einmal mit Tiefschlägen bemerkbar macht, braucht es vielleicht doch einen tieferen Sinn. Oder reicht die Hoffnung auf das, was noch kommt? Ich habe keine Antworten. Und suche sie aber auch nicht aktiv.
Fazit
Die Gesellschaft verändert sich. Die sozialen Netzwerke (Familie, Gemeinde, Kirche) verändern sich rasant. Die soziale Interaktion ist ein menschliches Grundbedürfnis, das trotz aller Veränderungen gelebt wird. Die Menschen suchen sich mit neuen Medien diese Interaktion. Es wird noch zunehmend eine Vermischung von Offline/Online geben. Durch die Mobilität nehmen Distanzen zu, die online überbrückt werden können und müssen. Die Familie ist ein gutes Beispiel:
Online ist also nicht ein Ersatz, sondern eine Ergänzung und im besten Fall eine Weiterführung bestehender Kontakte aller Art.
3 Nov 2013
0 Comments
Ist es wirklich immer so, wie es scheint?
Bei der Diskussion bezüglich Überwachung geht es immer um das Abwägen von Sicherheit versus Freiheit. Die Problematik liegt für mich vor allem darin, dass es vielleicht nicht immer so ist wie es scheint. Kürzlich habe ich auf 20min.ch einen belanglosen Artikel entdeckt, der von einem Polizisten handelt. der angeblich sein Polizei-Auto im Parkverbot geparkt hat und dann in einem FastFood-Lokal sein Mittagessen besorgt hat. Natürlich muss sich auch die Polizei an die Verkehrsregelungen halten, sofern sie nicht im Einsatz ist.
Nun stützt sich der Bericht auf drei Fotos sogenannter Leser-Reporter. Bemerkenswert ist der letzte Satz im Artikel, in dem die Reaktion des Polizeispreches zitiert wird: „Darum werde man den Polizisten verzeigen, wenn man herausfinde, wer es war.“ Da habe ich mich schon gefragt, ob solche Fotos als Beweis ausreichen. Und solche Bagatellen wie ein Parkverbot mit dieser Art der Überwachung zu ahnden verhältnismässig ist. Der Schritt zu Denunziation und damit auch Manipulation ist dann nicht mehr weit.
Und zudem: Die Bilder zeigen einen bestimmten Blickwinkel auf die Szenerie. Ist es wirklich so, wie es scheint? Wir kennen die Hintergründe nicht.
Gewisse Kreise sind der Meinung, dass mit mehr Überwachung und (scheinbarer) Kontrolle können Verbrechen verhindert werden. Oft wird dann das Argument verwendet, nur Verbrecher hätten etwas zu befürchten. Eine gute Erklärung zu dieser Frage gibt ein kurzer Clip, der vergangenen Sommer grössere Bekanntheit erlangt hat: