12 Jan 2014
Ein Brauch der Blogosphäre
Von Adrienne Fichter habe ich noch im alten Jahr ein Blog-Stöckchen erhalten. Danke dafür und die interessanten und aktuellen Fragen.
Die Antworten
1. Hast Du den Offline-Day mitgemacht? Wenn Nein, weshalb nicht? Und wenn Ja, wie war es?
Am Offline-Day habe ich nicht mitgemacht. Es macht für mich persönlich keinen Sinn. Es ist vielleicht wie mit dem Fasten. Es mag Gründe geben, warum dies Menschen machen. Ich habe keine.
2. Nenne bitte den Monat und das Jahr Deines allerersten Blogartikels und den Titel davon.
Dieser Blog ist nicht mehr online. Ich habe während 37 Wochen Rekrutenschule und Unteroffzierschule beinahe täglich gebloggt. Ich bin am 1. November 2004 eingerückt, da dürfte auch der erste Beitrag erschienen sein. Doch dieser Army-Blog ist schon länger offline, da es nur ein Testlauf für den richtigen Blog war. In diesem Blog, das ursprünglich unter gebloggt.ch online war, wurde der erste Beitrag am 11. März 2005 veröffentlicht. Titel: Friedli und Fränz Kilbimusig. Mittlerweile habe ich diesen Blog nach Themen in drei unterschiedliche Blogs aufgeteilt (der vierte ist gerade in Entstehung).
3. Welches App schaust Du morgens als Erstes an…?
Gmail und Whatsapp. Beinahe gleichzeitig 🙂
4. Könntest Du Dir vorstellen eines Tages Dein Geld alleine im Netz zu verdienen?
Was heisst „im Netz“? Für mich gibt es kein drinnen oder draussen. Das Netz ist so stark verankert, dass wir zwangsläufig mit dem Netz Geld verdienen. Ich sehe für Arbeiten, dessen Resultat kein wirklich physisches Erzeugnis ist, hier gar keine Wahlmöglichkeit.
5. In welchem Jahr, glaubst Du, wird der erste Schweizer Wahlkampf hauptsächlich “im Netz” gewonnen?
Das wird nie der Fall sein. Denn es sind viele Faktoren, die einen Wahlsieg ausmachen. Ein z.B. rhetorisch schlechter Kandidat wird auch mit einer top Online-Kampagne kaum gewählt. Wie jeder andere Faktor kann Online jedoch entscheidend sein. Aber „hauptsächlich“ deswegen gewinnt man nichts. Ausser, alle Kandidaten sind bei den anderen Faktoren derart stark, dass die Online-Performance das einzige Unterscheidungskriterium ist. Dazu wird es kaum jemals kommen.
6. Ganz ehrlich: Hast Du irgendwas an Deinen digitalen Kommunikationsgepflogenheiten verändert, seit PRISM der NSA bekannt geworden ist (Mails-Verschlüsselung zum Beispiel)?
Nein. Ich bin von Grund auf etwas paranoid, was meine Daten anbelangt 🙂 Oder anders gesagt: Ich kalkuliere gewisse Risiken bewusst ein. Das hat sich auch mit PRISM nicht geändert.
7. Bist Du auf “phubbing” reingefallen?
Worte sind Schall und Rauch. Das Wort beschreibt etwas, das so vorkommt. Und darüber kann man sich durchaus Gedanken machen. Um deine Frage zu beantworten: Ich habe und hatte das Wort nie in meinem aktiven Wortschatz 🙂
8. Was erklärst Du alteingesessenen kulturpessimistische Printjournalismus-Koriphäen wie Frank Schirrmacher die Chancen des Internets, wenn Du die Möglichkeit dazu hättest?
Ich würde das Video mit Peter Kruse empfehlen, das immer noch hoch aktuell ist. Und mit seinem Satz schliessen: „Und bist du nicht willig, so brauche ich Geduld“.
9. Du-zen oder Sie-zen im Blog? Was ist der Königsweg?
Privater Blog Duzen. Corporate Blog gibts keinen Königsweg.
10. Ein attraktives neues Medienportal bietet Dir eine lukrative Redaktorenstelle an; Du müsstest lediglich hin und wieder ein paar Native Advertising-Texte von Unternehmen veredeln und redaktionell “anreichern”. Würdest Du annehmen?
In meiner aktuellen Situation nicht. Aber prinzipiell verwerflich finde ich diese Tätigkeit nicht.
11. Wie oft hast Du dieses Jahr “Breaking” getwittert?
Letztes Jahr (2013) kein einziges Mal, wenn ich mich richtig erinnere noch überhaupt nie. Hat etwas marktschreierisches. Und so wirklich breaking ist sowieso die grosse Ausnahme.
Da dieses Blog-Stöckchen schon länger im Umlauf ist, lege ich es nieder. Wer inspiration sucht bzw. gerne zu von anderen Bloggern gesetzten Themen schreibt, kann sich eine der zahlreichen Blogparaden annehmen. Aktuell z.B. diejenige von Stefan Evertz zum Thema „Deine Lieblingstasse“.
19 Jan 2014
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Ideenparty und soziale Homophilie
Diese Woche hat mich eine Kollegin an eine sog. „Ideenparty“ eingeladen. Sie hat irgend so einen merkwürdigen „Erfolgs-Workshop“ absolviert und diese „Ideenparty“ war Teil davon. Jedenfalls sind die Workshop-Teilnehmer nach vorne gestanden, haben sich vorgestellt, einen Wunsch geäussert und ebenso ein Hindernis, das sie daran hindert, diesen Wunsch zu realisieren. Dann waren wir Gäste gefragt, Ideen zu liefern, wie diese Probleme gelöst werden können. Es war ein ganz normales Brainstorming – nicht mehr, nicht weniger. Ich kann mir vorstellen, das solche Gruppen, die sich überhaupt nicht kennen und völlig unterschiedliche Hintergründe haben, ganz andere Resultate liefern. Ich stehe solchen Workshops ja sehr kritisch gegenüber. Eine andere Kollegin, der ich davon erzählt habe, hat schon die Augen verdreht als ich das Wort „Ideenparty“ in den Mund genommen habe. Warum habe ich spontan zugesagt, daran teilzunehmen?
Unter sozialer Homophilie versteht man das Verhalten, dass Menschen, die sich ähnlich sind, Gemeinschaften (communities) bilden. Wir alle neigen dazu, uns mit ähnlichen Menschen zu treffen, zu unterhalten oder Beziehungen aufzubauen (sei es Bildungsstand, Gesellschaftsschicht, Interessen etc.). Das ist per se nichts Schlechtes, kann aber zu einem sog. Echo-Kammer-Effekt führen. Das bedeutet: Man nimmt verstärkt wahr, was in diesem persönlichen Umfeld wichtig und relevant ist. Wenn das ausgeprägt ist, bekommt man eine einseitige Einschätzung der Gesellschaft.
Der Versuch, seiner persönlichen (Filter-)Bubble zu entfliehen und sich immer wieder mit anderen Menschen zu unterhalten finde ich für mich sehr wichtig. Wie oft kommt ihr in Gruppen, in denen ihr niemanden kennt? Oder findet ihr diese soziale Durchmischung unnötig? Hättet ihr an der „Ideenparty“ teilgenommen, auch wenn die Menschen da vielleicht völlig andere Hintergründe/Ansichten haben?