22 Dez 2013
Über das Worthalten, Handschläge und Verbindlichkeiten
Zur eigentlich unwichtigen Vorgeschichte: In den letzten Monaten haben wir zu zweit ein Projekt lanciert, das wir alleine kaum hätten durchziehen können. Wir waren auf Unterstützung angewiesen, wodurch wir noch zwei Mitstreiter für dieses Unterfangen angefragt haben. Der eine (1) konnte viel zum Erfolg beitragen, war aber eher ein Einzelkämpfer. Der zweite (2) hatte ausgesorgt und hätte es eigentlich nicht nötig gehabt, mit uns da mitzumachen. Trotzdem waren beide mit dabei. Es war ein Samstag Mittag im August 2012, als wir in einem Gartenrestaurant sassen und den Ablauf besprochen haben. Weil er (1) sowas noch nie erlebte, dass jemand mit ihm etwas in dieser Art machen will, war er skeptisch, ob wir Wort halten und das wirklich mit ihm so durchziehen.
Er hat Wert darauf gelegt, das Ganze mit einem Handschlag zu besiegeln. Er streckte seine Hand hin mit den Worten: „Also machen wir das so?“. Es war für mich eher unüblich, da mein Wort auch ohne Handschlag gilt. Der Handschlag hat jedoch nochmals eine ganz andere Symbolik. Am vergangenen Freitag haben wir auf den erfolgreichen Abschluss des Projekts angestossen. Und ich habe mich an den Handschlag erinnert.
Bezeichnend war, dass bei diesem Abschluss die andere Person (2) unentschuldigt gefehlt hat. Natürlich war es nur ein an sich unwichtiges Abschlussessen. Aber die misstrauische Person (1) hat dieser anderen Person schon länger die fehlende Termintreue vorgeworfen. Wir haben den Termin für das Abschlussessen miteinander abgemacht und die Idee war, dass jeder kommen kann.
Ich erinnere mich immer wieder an ein Erlebnis meiner Kindheit. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, als ich mit meinem kleinen Bruder auf unserer relativ grossen Dachterasse mit einem Traktor gespielt habe. Ich hatte die Idee, damit irgendwelche Steine vom einen Ende ans andere zu transportieren. Mein Bruder war begeistert davon und wir haben beschlossen, das gemeinsam in Angriff zu nehmen. Doch schon nach wenigen Minuten hatte ich keine Lust mehr und wollte abbrechen. Mein Bruder war enorm enttäuscht. Meine Mutter hat mir klar gemacht, dass ich das mit ihm abgemacht hätte und doch mein Wort halten solle. Widerwillig haben wir die Übung durchgezogen. An diese Situation erinnere ich mich bis heute.
Gerade in der heutigen Zeit gibt es viele Menschen, die sich gerne einer gewissen Unverbindlichkeit hingeben. Gewisse Kommunikationsmittel machen es auch sehr einfach, etwas abzusagen. Ohne es jemandem ins Gesicht sagen zu müssen und womöglich dessen Enttäuschung zu sehen. Für mich hat Worthalten eine grosse Bedeutung. Und bestimmt das Vertrauen in eine Person oder auch in ein Unternehmen massgeblich.
29 Dez 2013
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Wann wird Zeit die neue Währung?
Kürzlich hat der Oxford English Dictionary „selfie“ zum „Word of the Year 2013“ gewählt. Im betreffenden Artikel im Time Magazine wird die Generation der Millennials als narzisstische, faule Generation bezeichnet. Wir würden uns weniger mit Politik, Religion oder Jobs beschäftigen sondern mehr Zeit mit uns selbst und unserer digitalen Selbstverwirklichung verbringen [1]. Ich stelle mir in den letzten Tagen diese Frage ernsthaft. Ob wir uns nicht zu stark mit uns selbst beschäftigen.
Nun ich denke, das Verhältnis gewisser Teile unserer Generation zu materiellen Gütern ändert sich. Die Anzahl Personen, die noch ein Auto besitzen, wäre ein Indiz dafür. Das ist natürlich eine krasse Wohlstandserscheinung einiger Privilegierter. Trotzdem beobachte ich, dass Zeit und Gedanken wichtiger werden. Wie z.B. dass ich mir Zeit für einen wöchentlichen Blogpost nehmen kann.
Zum Thema Zeit haben mich im vergangenen Jahr zwei Filme und eine Website besonders inspiriert:
Website: zeit-statt-zeug.de
In der diesjährigen Weihnachtszeit hat diese Website besondere Bekanntheit erlangt. Die Macher plädieren dafür, anstatt Waren Zeit zu schenken. Die Ideen sind nicht wirklich kreativ oder neu, aber trotzdem wahrscheinlich für viele Menschen bedeutend wertvoller als etwas Gekauftes.
Film: Speed – Auf der Suche nach der Zeit
Der Dokumentarfilm von Florian Opitz ist bei mir hoch oben auf der Liste für die Tage um Silvester. Ich hoffe, ich finde die Zeit, um dieses Stück Inspiration demnächst anzuschauen. Der Trailer ist schon sehr vielversprechend:
Film: In Time
Diesen Film habe ich ebenfalls in diesem Jahr entdeckt. Es geht tatsächlich darum, dass die Währung durch Zeit abgelöst wird. Jeder Mensch wird 25 Jahre alt und bleibt so jung, bis sein Zeitguthaben abgelaufen ist. Reiche Leute haben Millionen von Jahren auf ihrem Konto, während ärmere Menschen von Tag zu Tag leben. Ein interessantes Gedankenspiel – Zeit ist Geld:
Es wäre wohl zu einfach, die Produktion von selfies als purer Narzissmus und fehlende Ernsthaftigkeit dem Leben gegenüber zu deuten. Im Gegenteil: Wir machen uns wahrscheinlich extrem viel Gedanken zum sinnvollen Einsatz unserer Zeit. Die Gesellschaft verändert sich immer. Und jede Veränderung hat auch ihre negativen Seiten.
Ich schaue optimistisch in die Zukunft. Zeit ist für viele wichtiger als Geld.
1: http://www.weltwoche.ch/index.php?id=550037